Die Kirche St. Georg in Mansfeld
Ein Reformationsort Europas in Luthers Heimatstadt Mansfeld
Matthias Paul
Thomas Hübner
Die Kirche St. Georg
Ein Reformationsort Europas in Luthers Heimatstadt Mansfeld
352 Seiten
300 meist farbige Abbildungen
gebunden, Schutzumschlag
21 × 28 cm
35,00 EUR
ISBN 978-3-89923-414-5
In den Grenzen der uralten und reichen Kulturgeschichte Mitteldeutschlands erscheint das Mansfelder Land beinahe wie eine Marginalie oder ein Appendix, etwas, das irgendwie dazugehört, aber nur selten gewürdigt wird. Daran hat auch das Reformationsjubiläum 2017 nur wenig geändert.
„Unter den Scheffel“ gestellt, so firmiert Luthers Heimatkirche St. Georg in Mansfeld seit langer Zeit bei Insidern. In vier Kapiteln wird nun dieses unterschätzte Juwel mit seiner beeindruckenden Historie neu ans Licht befördert und intensiv betrachtet.
Geschichten aus 600 Jahren werden erzählt. Dazu verhalfen viele neue Quellenfunde. Nicht zuletzt gehören hierzu diejenigen Mansfelder Urkunden aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die nach ihrer Wiederentdeckung nun erstmalig vollständig präsentiert werden. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse für Kirche und Stadt werden ausschnittweise in die territoriale Entwicklung der Grafschaft Mansfeld eingezeichnet. Dabei treten bis in das 20. Jahrhundert vielfältige Konstellationen zwischen der Stadt Mansfeld, ihrer Bevölkerung, dem Schloss, der einstigen Grafschaft und der Kirche hervor, genauso wie viele kulturelle und konfessionelle Besonderheiten seit Einführung der Reformation bis in die Gegenwart in feinen Fäden die Geschicke der Stadt prägen und in ihren Anfängen sowie darüber hinaus eine europäische Reichweite beanspruchen dürfen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist auf die Rekonstruktion der Baugeschichte gerichtet, vor allem auf die zuweilen verwickelte und dennoch aufschlussreiche Beschreibung des Inventars: Orgeln, Altäre, Epitaphe, Glocken und Emporen erzählen auf je eigene Weise von ihrer Geschichte und von den Menschen, die sich für sie einsetzten und um ihren Erhalt rangen.
Schließlich wendet sich das Buch demjenigen zu, was man in evangelischen Kirchen lange Zeit als nebensächliches Beiwerk betrachtete: dem gemalten Glauben. Gerade von ihm aber zeugt das Innere der Kirche St. Georg in Fülle.
Vorrede (8)
I. Auch eine Geschichte des Mansfelder Landes
Ein Tag in Mansfeld (13) / Erzähler und Deuter (15) / Von der Bedeutung der Jahre 1580, 1680 und 1780 für die städtische Erinnerung im 19. Jahrhundert (17) / Anempfundenes, Legenden, Anhaltspunkte (25) / Am Anfang war Vatterode – Mansfeld im 15. Jahrhundert (26) / Martin Luther und die heilige Anna (28) / Mansfelder Stadtpfarrer und die Anfänge der Reformation (30) / Gräfliches Agieren um die Schlosskirche (31) / „Ich Martinus Luther, der heiligen Schrift doctor, thue kund …“ – Schule und Kirche 1546 (33) / Im Schmalkaldischen Krieg – Diplomatie und Bildung im Geiste der Reformation (34) / Alternativen des Luthertums – eine Krisengeschichte (36) / Mansfelds Schule (37) / Ein Bündnis von ‚Thron und Altar‘? (39) / Sequestration und Erbsündenstreit (40) / Widerstand – Rektor Rosa und Kantor Taurer (40) / Kampf der Geister und der Mächtigen – Cyriakus Spangenberg (42) / Die religionspolitischen Invektive der „Instruction“ (45) / Die Familie Prätorius (46) / Unwillkommene Prediger – Musäus, Nicolai, Autumnus (48) Feindbilder – Vorgeschichte des Dreißigjährigen Krieges (53) Der Kampf um die Selbstständigkeit der Kirche der Grafschaft (54) / Anhalt und Mansfeld (55) / Kirchliche Karriereaussichten (57) / Wegmarken und Katastrophen im Dreißigjährigen Krieg (57) / Burg Mansfeld als Kriegsschauplatz (60) / Sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Niedergang (62) / Emmerlings Reformprogramm (63) / Ab jetzt bestimmt Brandenburg-Preußen 1680 (66) / Die „Calvinisten“ kommen – reformierte Schweizer in Mansfeld (67) / Das Oberaufseheramt als reformiertes „Bet=Haus“ (68) / Brandenburg-preußische Besiedlungspolitik – von Neuen und Alteingesessenen (69) / Zusammen leben und sterben – Mischehen (70) / Preußische Unionspolitik und Mansfelder Widerstand (71) / Weichenstellungen nach dem Tod des letzten evangelischen Grafen (72) / Generaldekan und Superintendent Baldamus – ein Pietist (75) / Das endgültige Ende der Grafschaft – neue Entwicklungen (76) / Der Herbst 1989 und ein Jahr in den Kirchengemeinden Mansfeld und Klostermansfeld von Martin Eber (78)
II. Sichtbares und Unsichtbares. Zum Inventar der Kirche St. Georg
Die Geschichte von neun Glocken, Kriegsverluste in den Jahren 1917 und 1918 (95) / Zwei wiederentdeckte Seigerglocken (95) / Die mittlere Läuteglocke (97) / Die große Läuteglocke (97) / Die kleine Läuteglocke und die neuen Stahlglocken (102) / Zur Geschichte der Orgeln (105) / Spangenberg, Buttenberg und Giesemann (105) / Orgelbauer Lieberoth aus Großörner (106) / Die Orgelreparatur eines Braunschweigers im Jahre 1594/95 (106) / Der Orgelbauer Gretzer aus Eisleben (107) / Die Witzmannorgel (108) / ‚Luthertourismus‘ und „seltene Gefühle“ (112) / Die Orgel von Furtwängler & Hammer 1929/30 (113) / Sitz- und Begräbnisplätze – ein Spiegelbild der Stadtgeschichte (116) / „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen“ – eine Bestandsaufnahme (117) / Eine Akte aus dem 17. Jahrhundert (124) / Adlige Familien: Mengersen und Könitz (124) / Ein Streit um des Burggrafen Denkmal – zugleich eine kleine Häusergeschichte (126) / Die Familie des Oberaufseheramtssubstituten Stoßnack (130) / Man sitzt, um zu bleiben – Kirchenstühle (133) / Ein Stuhl für den Oberaufseher? (136) / Nochmals von Trebras Denkmal (138) / Platz für Gefallene des Dreißigjährigen Krieges (139) / Martin Rösners Gemälde (140) / Regeln (141) / Unter der neuen Sakristei – das „Lautenschlägerische Gewölbe“ (141) / Johann Georg III. – sein Monument und die Errichtung des „castrum doloris“ für die Trauerfeierlichkeiten in der Kirche (142) / Was der Fleischer Uhle über den Sargdiebstahl wusste (149) / Drei Taler für einen „Leichenstein“ – Graf Albrechts Grabplatte (151) / Die Kanzel von 1620 (155) / Das Holzlindenrelief – ein Hinweis auf den einstigen Altarschrein des Hauptaltars (162) / Drei spätgotische Altaraufsätze im Chorraum von Andrea Himpel (164) / Zwei Taufsteine – ein Spiegelbild von Geschmack und Frömmigkeit (191) / Die Neuerfindung einer Kirchendecke (194)
III. Gemalter Glaube
Das Epitaph für Graf Hans Ernst von Mansfeld-Vorderort-Heldrungen (200) / Die „Laienbibel“ – 53 Tafelbilder (208) / Johann Aeschard (210) / Bilder für Kirche, Schule und Haus, ihre Vorlagen (212) / Jost Amman als Vorlagegeber (214) / Passionsfrömmigkeit und Interkonfessionalität (214) / Martin Rinckart und die Cranachfamilie (220) / Das Bild der Auferstehung Christi mit dem Werkstattzeichen Lucas Cranachs von Bettina Seyderhelm (223) / Glasmalerei (230) / Die „Laienbibel“ – Bildteil (235)
IV. Quellen und Berichte aus dem 15. bis 21. Jahrhundert
1. Mansfelder Urkunden des 15. und 16. Jahrhunderts, transkribiert und übersetzt sowie mit Regesten und Anmerkungen versehen von Thomas Hübner (255)
2. Handschriftliches zur Geschichte der Orgeln aus dem 16.–20. Jahrhundert (305)
3. Überlieferungen und Quellenübertragungen aus vier Jahrhunderten bei den Öffnungen des Kirchturmknopfes im 19. und 20. Jahrhundert (312)
4. Zehn Jahre Bau – über die baudenkmalpflegerische und restauratorische Tätigkeit in den Jahren 2005/7 bis 2017 von Sixtus Hermanns (324)
Anhang
Register – Personen in Auswahl (335) / Abkürzungen und abgekürzte Literatur (347) / Bildnachweis (349) / Impressum (352)
|